In einem unauffälligen, leerstehenden Ladenlokal im ehemaligen Wertheim-Kaufhaus im Zentrum des Stadtteils Essen-Steele griff die Künstlerin Nadia Kaabi-Linke (*1978 in Tunis) auf die bestehende Deckenarchitektur aus freigelegten Kabeln und Rohren zu und produzierte so die Installation Ad Astra (Zu den Sternen). Durch eine an der Decke angebrachte Spiegelkonstruktion kreierte die Künstlerin die Illusion einer sich in die Unendlichkeit erstreckenden Versorgungsinfrastruktur. Die subtile, analog gebaute Installation, die erst mit dem Blick nach oben einen scheinbar unendlichen Raum entfaltete, stellt nicht nur eine Beziehung zur Fiktion des sogenannten Astro-Mining – des Asteroidenbergbaus – her, sondern verband die Verklärung des Weltraums als potenziell unbegrenzter Rohstofflieferant auf ironische Weise auch mit der Bergbau-Vergangenheit der Region.
Nadia Kaabi-Linke wuchs zwischen Tunis und Kiew auf und lebte in Dubai, Schardscha und Paris. Sie beschrieb die vielen verschiedenen kulturellen Umgebungen als einen unmittelbaren Einfluss auf ihre künstlerische Arbeit. So interessierte sich die Künstlerin besonders für die Wechselbeziehung zwischen politischen, ökonomischen und soziokulturellen Kontexten sowie für die dazugehörigen Konstruktionen von Identitäten, Erinnerungen und Perspektiven. Insbesondere die Spannungsverhältnisse, die Identitätskonstruktionen innewohnten, wurden in ihren Werken häufig adressiert. Nadia Kaabi-Linke entfremdete Objekte, Funktionen und Umgebungen, arbeitete mit optischen Täuschungen und operierte an der Schwelle zwischen bezaubernder Schönheit, Taschenspieler-Tricks und verstörenden Interventionen.
- Festival
Das Projekt Ad Astra fand im Rahmen des Ruhr Ding: Schlaf vom 05.05.—25.06.2023 in Essen statt.